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Vier-Generationenbetrieb mit Leib und Seele: Milchviehaltung mit Rindermast der Familie Lübbers

Gespeichert von mathis.frerich… am Fr., 12.07.2024 - 10:55

Milchviehaltung mit Rindermast der Familie Lübbers

Heute nehmen wir euch mit auf einen „Nachbars-Schnack“. Zwischen tiefer Verbundenheit zur Natur und leidenschaftlicher Arbeit im Stall, erfahren wir auf dem Hof der Familie Lübbers in Bawinkel jede Menge über ihren täglichen Arbeitstag, bevorstehende Veränderungen und Herausforderungen in der Branche und wie sie versuchen Veränderungen in der Natur zu erkennen. Seid gespannt! 

Plankorth, Bawinkel - auf einer stolzen Fläche von 190 Hektar erstreckt sich hier nicht nur fruchtbares Land, sondern auch eine tiefe Verbundenheit zur Natur, zu den Tieren und zur Arbeit auf dem Feld und Stall. Der Hof von Familie Lübbers ist nicht nur ein Ort des Wirtschaftens, sondern ein Zuhause, wo die Liebe zur Landwirtschaft überall spürbar ist. 

Neben dem Anbau von Mais, Maisbohne, Getreide und Weidegras dreht sich auf dem Hof von Familie Lübbers vieles um die Rinderhaltung. Mit der Versorgung der insgesamt 270 Milchvieh hat der Landwirt alle Hände voll zu tun. Doch hinter dem Erfolg des Hofes steht nicht nur Norbert Lübbers als Betriebsleiter, sondern auch seine engagierte Familie, bestehend aus Sohn Alexander als Nachfolger, Frau Ulla und seiner 85-jährigen Mutter, die immer noch täglich bei der Arbeit auf dem Hof unterstützt. Gemeinsam mit zwei Auszubildenden und drei Minijobbern sorgt die Familie Tag für Tag dafür, dass alles rund läuft und reibungslos funktioniert. 

Während die Arbeit auf dem Acker nur saisonal ansteht, beginnt die tägliche Arbeit des gesamten Teams frühmorgens im Kuhstall. Hier wird Hand in Hand gearbeitet, um sicherzustellen, dass die Tiere bestens versorgt sind. Dabei müssen die Kühe sortiert, die Frischmelker abgemelkt, die Kälbchen versorgt, die Tiere gefüttert und die Liegeboxen sowie Tränken kontrolliert und gesäubert werden – „da geht bei ca. 270 Tieren schon ordentlich Zeit drauf“, erklärt Norbert. 

Und wenn die Zeit nach so einem Arbeitstag reif für den Feierabend ist, gelingt es dem Landwirt am besten abzuschalten, indem er einfach mal die Füße hochlegt, sich mit Freunden trifft oder sich seinen Ehrenämtern widmet. Besonders engagiert ist er im Fachbeirat der betrieblichen Inklusion vom Christophorus-Werk sowie als Mitinitiator der Stiftung Handrup Plus, die erst letzten Herbst ins Leben gerufen wurde.  

Diese Aktivitäten ermöglichen es ihm, einen Ausgleich zur Arbeit zu finden, auch wenn die Landwirtschaft für Landwirt Lübbers mehr als nur ein Beruf ist – es ist seine Leidenschaft. 

"Der direkte Kontakt mit den Tieren ist unbezahlbar", sagt er. "Es geht um mehr als nur ums Wirtschaften, es geht um die Verantwortung für ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen und auch das Wohl unserer Branche."  

Neben dem Kontakt mit den Tieren nimmt auch die Verbundenheit zur Natur einen hohen Stellenwert bei Norbert ein. Die „Natur zu lesen– so sagt er - ist dabei seine große Leidenschaft. „Vieles entwickelt sich weiter: Beispielsweise kann das Weidegras heute einen Monat später gesät werden als noch vor drei Jahrzehnten, da das Klima sich stetig verändert. Nun wird auch Luzerne angebaut, ein hochwertiger Grünlandersatz, der nur mit wenig Wasser auskommt und somit auch für trockenere Standorte geeignet ist. So muss man immer innovativ bleiben, aktuell denken und mit der Natur arbeiten, wie sie gerade kommt“, erläutert er uns. Nur auf diese Weise sei es möglich, die Zukunft selbst aktiv mitzugestalten und so auf Veränderungen und Herausforderungen optimal reagieren zu können. 
 

Denn Veränderungen und Herausforderungen werden die Landwirte auch in Zukunft immer häufiger vor große Entscheidungen stellen – dessen ist sich Lübbers bewusst. 

Mehr Umwelt- und Tierschutz sind keine Wünsche mehr, sondern Notwendigkeiten", erklärt er. Und als einer der größeren Betriebe in der Region ist er sich über die einhergehende Verantwortung im Klaren. Wir müssen nicht nur auf dem Feld, sondern auch in der Kommunikation mit den Verbrauchern aktiver werden“, bringt Nachfolger Alexander mit ein. 

Seiner Meinung nach haben zu viele Menschen keinerlei Berührungspunkte mit dem Thema Landwirtschaft. Vor allem in Schulen und Kitas ist es ihm ein großes Anliegen, mehr Aufklärung zu betreiben und den Kindern zu zeigen, was eigentlich wirklich in den Ställen passiert. Familie Lübbers steht Betriebsführungen daher offen gegenüber und möchte ihren Teil dazu beitragen, realistische Einblicke zu ermöglichen, denn „es ist nicht alles so, wie es immer in den Medien gezeigt wird“, so Norbert.

Eine positive Entwicklung hingegen sieht der Landwirt in dem verstärkten Einsatz und der gezielten Auswahl von gesetztem Sperma für Mastrassekreuzungen, um hochwertigen weiblichen Nachwuchs zu bekommen. Dies minimiere den Zufallsfaktor und erhöhe zugleich die Effizienz. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an das Tierwohl, was sich in den höheren Standards wie der Haltungsform Stufe 3 widerspiegelt – diese Haltungsstufe setzt Familie Lübbers bereits seit 15 Jahren in ihren Ställen um. In Hinblick auf die Tiergesundheit spielen präventive Maßnahmen wie zum Beispiel die Überwachung des Fressverhaltens, Aktivität und Körpertemperatur über Ohrmarkensensoren eine entscheidende Rolle – so können Krankheiten frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden, erklärt uns Norbert.

Auch in Sachen Nachhaltigkeit geht die Familie Lübbers mit gutem Beispiel voran. Mit einer Kombination aus 500 kW Photovoltaik und 250 kW Biogas ist der Hof bereits auf dem Weg zu mehr Eigenversorgung. Doch das ist erst der Anfang: Wir planen bereits zusätzlich eine Installation von Speichern, um den Hof noch unabhängiger zu machen“, verrät der Landwirt.

Bei einem Blick in die Zukunft sieht Lübbers die Landwirtschaft zum einen stark von politischen Entscheidungen abhängig, zum anderen erwartet er einen überproportionalen Anstieg der Betriebsaufgaben im Milchvieh- und Schweinebereich. Dadurch wird es im Durchschnitt zu deutlich größeren Betrieben kommen - auch in traditionellen Agrarregionen. Lübbers befürchtet, dass die überbordende Bürokratie kleinere Betriebe vor zu große Herausforderungen stellen könnte. Doch auch wenn die Herausforderungen wachsen, bleibt er optimistisch. "Wir arbeiten seit 50 Jahren mit TIBA zusammen", sagt er stolz. "Das gibt uns nicht nur Nähe zum Mischfutterwerk, sondern auch die Beratung und Flexibilität, die wir brauchen."

So bleibt Lübbers Hof nicht nur ein Betrieb, sondern auch ein Zuhause für eine leidenschaftliche Familie und ein engagiertes Team. Und vielleicht ist es genau diese Leidenschaft, die den Betrieb auch in Zukunft auf Erfolgskurs halten wird. 

Heino Hilbers
Seit mehr als
25 Jahren bei TIBA
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